Ich schwimme durch die Tage und versuche, mich zurechtzufinden in diesem neuen Zustand. Versuche, die neu gewonnene Freiheit zu genießen, ohne sie von der Ungewissheit überschatten zu lassen.
Ich will in den Tag hineinleben und jeden von ihnen so nehmen, wie er kommt. Dabei weiß ich genau, dass ich nicht der Mensch bin, der darin gut ist. Also versuche ich, einen Alltag zu etablieren. Obwohl ich die neue Situation doch nicht als Alltag verstehen will. Will siel vielmehr als Auszeit von diesem Alltag verstehen und so leben – gleichzeitig wohlwissend, dass ich kaum funktionieren kann, ohne ein Minimum an Strukturen.
Funktionieren. Muss ich das denn immer?
Es ist ein Drahtseilakt. Ich suche und etabliere Routinen, um dieser Auszeit eine Struktur zu verleihen, suche nach Fixpunkten in meinen Wochen, an denen ich mich entlanghangeln kann. Sie sind das Sicherungsseil, dass mich davor bewahrt, in die Tiefe zu fallen.
Dieser Zustand des Schwimmens und Nicht-Wissens wird kein neues Normal werden. Doch er wird sich irgendwann normaler anfühlen, wird mir leichter von der Hand gehen und irgendwann schaffe ich es vielleicht, nicht mehr panisch zu paddeln und zu strampeln, sondern mich treiben zu lassen. Voller Zuversicht und der Gewissheit, dass kein Zustand für immer anhält.
Bis dahin suche ich. Ich suche nach Fixpunkten und Strukturen. Und ich suche nach einem Alltag, der keiner werden soll.