In Koblenz steige ich in einen der rot-silbernen Züge der CFL mit den blau karierten Sitzen. Während meines Studiums bin ich mehrmals wöchentlich mit einem dieser Züge gefahren und es sorgt sofort für Flashbacks. Über drei Jahre habe ich keinen dieser Züge mehr von innen gesehen, über drei Jahre war ich nicht mehr an meinem heutigen Zielort.
In Trier steigen zwei ältere Herren ein, die sich im breiten Trierer Dialekt unterhalten. Früher fand ich das wirklich nervig, heute lausche ich der Konversation und muss in mich hineinlachen – wer hätte gedacht, dass dieser Klang sich einmal nach Nachhausekommen anfühlt?
Kurz hinter der luxemburgischen Grenze steigt zuerst eine Gruppe Jugendlicher ein, die sich auf portugiesisch unterhalten, kurz darauf zwei junge Männer, die französisch sprechen. Waren die Durchsagen im Zug bisher noch ausschließlich auf deutsch, sind sie jetzt dreisprachig. Und ich stelle fest, dass ich nach Jahren, immer noch alle drei Sprachen mitsprechen könnte – so oft habe ich all diese Durchsagen gehört.
Ich habe Luxemburg schon immer für dieses Flair geliebt. Das nahtlose Wechseln von einer Sprache in die andere, die unterschiedlichen Menschen, denen man hier begegnet, deren Wurzel überall auf der Welt liegen können.
Erst jetzt, wo ich hier bin, stelle ich fest, dass ich es vermisst habe.
Als ich aus dem Zug aussteige komme ich nicht umhin zu bemerken, wie viel sich seit meinem Weggang verändert hat. Aber gleichzeitig ist auch so viel gleich geblieben. Also sitze ich jetzt in dem Café, in dem ich schon meine Bachelor- und später auch meine Masterarbeit verfasst habe, einen Cappuccino neben mir, schreibe diese Zeilen und beobachte fleißig lernende Studierende, um mich herum.
Und vielleicht stelle ich mir für einen Moment vor, dass ich wieder dieses sorglose und gleichzeitig aufregende Leben habe. Um dann morgen wieder in mein aktuelles Leben zurückzugehen, dass ich auf keinen Fall mehr eintauschen wollen würde. Aber so ein Ausflug in die Vergangenheit, der tut manchmal schon wirklich gut.