Achtundzwanzig

bunte Heliumballons

Heute werde ich 28.

Damit ist das Ende meiner Zwanziger nur noch zwei Jahre entfernt. 

Und Bow Anderson hat schon Recht: „Only got until I’m 29 to figure out what I’ma do with my life.“ Zumindest ist es das, was uns alle einreden wollen. Dabei sind die Zwanziger für so vieles gut – aber bestimmt nicht dafür, einen perfekten Plan für den Rest des Lebens zu fassen:

„Go out, get drunk, be young and reckless, show up for work, don’t skip your breakfast“ – alles von dem. Gleichzeitig. Und dann frage ich mich immer wieder: „How do I do all this stuff? I work a lot and I exercise and I meditate and I socialise and I date a guy and I read and I try to get enough sleep.“ 

Die Zwanziger sind dazu da, alles neu zu entdecken. Sich selbst zu finden, wieder zu verlieren und sich dann erneut zu finden. Sie sind dazu da, zwei Monate Arbeit in drei Tage und zwei Nächte zu quetschen und 10 Minuten Arbeit auf eine Woche zu strecken. Sie sind da zum Feiern, zum Ausleben, sich verlieben, entlieben, vermissen. In den Zwanzigern werden Luftschlösser gebaut und unerreichbare Ziele angestrebt. Denn du wirst nicht wissen, ob sie unerreichbar sind, wenn du es nicht probierst. Sie sind dazu da, zu scheiten. Dazu, nach der Uni wieder ins alte Kinderzimmer zu ziehen. Zum Bananenbrot backen, Kaffee-Expert*in werden und alle Marvel-Filme in richtiger Reihenfolge anzuschauen. Und so viel mehr. 

Denn der Rest passiert trotzdem ganz nebenbei und von alleine. Steuern, Versicherungen, Wohnungsbesichtigungen, Vorstellungsgespräche, Arzttermine, die man selbst ausmachen muss. Und wenn man all das so einigermaßen hinbekommt, hat man irgendwann trotz des ganzen Chaos diese eine große Erkenntnis: „Damn, I feel like an adult“, obwohl man sich viel zu oft gar nicht sicher ist, ob das mit dem Erwachsensein so funktioniert und ob man das richtig macht. Die Zwanziger sind im übrigen auch die Zeit für Unsicherheiten – in allen Belangen.

Denn nichtsdestotrotz, auch wenn man alles irgendwie hinbekommt … „It’s all so scary in your 20s.“ Da gibt es die Momente, wo alles so überwältigend und viel und neu und herausfordernd ist und man sich verkriechen will. „I miss the feeling of my 19th birthday before the world became so goddamn heavy. Cause no one told me life would be messy.“ 

„I was a child oft he 90s, right in my prime and now I’m a girl, who‘s past 25. […] And sure we chase dreams and sure we smoke weed and sure we don’t feed ourselves the right food. But we know it. I had no idea that this is where my life was going.“ 

Die hatte ich wirklich nicht. Wie hätte ich auch je eine haben können?

Die Zwanziger sind aber vielleicht auch eine gute Zeit für Erkenntnisse. Eins meiner Erkenntnisse war, dass ich nicht bis 29 mein ganzen Leben figured out haben muss. Und deswegen habe ich auch keinen Stress. Denn tatsächlich mag ich das Älterwerden. Und ich vermisse sehr wenig, wenn ich an meinen 19. Geburtstag denke. 

Mit 19 wusste ich nichts vom Leben und noch weniger von mir selbst. Ja, heute ist es manchmal messy und scary und heavy. Und ja, manchmal will ich mich verkriechen. Aber um nichts in der Welt würde ich wieder so jung sein wollen. 

Heute werde ich 28. Und das feiere ich. Ich feiere die Zwanziger, all die Erkenntnisse, die Rückschläge und die Erfolge. Ich feiere all das, was ich über mich gelernt habe und all das, was ich noch lernen werde. Ich feiere das Leben.

Heute werde ich 28. And that’s more than fine for me.


Dieser Text wurde inspiriert von zwei fantastischen Liedern:

Bow Anderson – 20s

Ian McConnell – EP. 1: Adult

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